Anfang September fand unter dem Motto ›Performance 2016 – Seriously Speaking‹ die internationale GSA-Convention in Ulm statt. Meine Erwartungen an dieses Zusammentreffen: bewegende Reden zu erleben und wichtige Impulse zu erhalten.
Von 100 auf 0 in einer Sekunde
Eines meiner persönlichen Highlights: der Vortrag von Martin Sänger. Äußerst drastisch schilderte er in seiner Keynote »Performance Zero – Von 100 auf 0 in einer Sekunde«, was passieren kann, wenn man sich zwischen Kundenerwartungen und eigenem Erfolgsdruck aufreibt. Martin Sänger scheute sich nicht, von seinem eigenen persönlichen Tiefpunkt zu berichten: einem Herzinfarkt, der ihn vor zwei Jahren völlig außer Gefecht setzte. »Was tun, wenn auf einmal nichts mehr läuft und der Körper die Notbremse zieht?« Der Beitrag endete mit einem Appell an das Publikum, endlich wach zu werden und auch den Menschen hinter der jeweiligen Performance zu sehen.
Beeindruckend: die Session mit Katja Kerschgens
Katja Kerschgens demonstrierte in ihrem Workshop, wie man in der eigenen Performance »Weg von der Rolle und hin zum Ich« kommt. Die Rhetorik- und Schlagfertigkeitstrainerin forderte ihr Publikum auf, »alles, was für die Bühne antrainiert ist – und damit viel Rolle und wenig Ich bedeutet« – erst einmal infrage zu stellen.
Perspektivwechsel können dabei helfen: zum Beispiel, indem man sich in die Rolle des Zuschauers versetzt und sich überlegt, wie etwa eine ständig wackelnde Hand in der Hosentasche beim Publikum ankommt. Kann man die eigene Person auf der Bühne überhaupt ertragen?
Um authentisch aufzutreten, das Publikum begeistern und bewegen zu können, verriet Katja Kerschgens folgende Tipps:
- Perfektion unbedingt vermeiden und auf Augenhöhe mit den Zuschauer bleiben. Denn in dem Moment, in dem man sich von den anderen abhebt, ist man nicht mehr deren Mitmensch.
- Die eigenen Geschichten erzählen. Wer Storys von anderen kopiert, verliert früher oder später seine Glaubwürdigkeit.
- Eine Gemeinsamkeit der eigenen Geschichte und dem Redethema finden und Teile seines Lebens zu einer Botschaft machen.
- Sich nicht für andere oder für Geld verbiegen und stets ehrlich zu sich selbst sein.
Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft
Walter Kohl, Sohn des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl, eröffnete in diesem Jahr den Convention-Samstag. Ich bin ehrlich: Wegen seines Vaters hatte ich Vorbehalte, deshalb war ich sehr gespannt auf den Vortrag. Die Keynote von Walter Kohl war tatsächlich die größte Überraschung für mich. Und auch hier habe ich gelernt, wie wichtig es ist, offen zu sein.
Sein Vortrag zeigte, dass eine Performance nicht laut sein muss. Sehr persönlich und nachdenklich stimmend schilderte er, wie sehr er unter der Bekanntheit seines Vaters, dessen Politik und vor allem unter dem Freitod seiner Mutter gelitten hat. Dabei tragen alle von uns einen, wie Walter Kohl es nannte, »biografischen Rucksack«, mit uns herum. Was wir im Einzelnen jedoch daraus machen, liegt an uns. Er betonte: »Wir können nicht vor uns selbst weglaufen.« Umso entscheidender sei es deshalb, sich mit der eigenen Person auseinanderzusetzen und einen Weg zum inneren Frieden zu finden. Fest steht: Mit der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft leben wir immer in drei Zeitzonen. »Nur, wenn wir die Stärkefresser unserer Vergangenheit eliminieren, können wir die daraus gewonnene Kraft im Fluss des Alltags nutzen und gestärkt in unsere Zukunft gehen.«
Wenn Sie mehr über die 11. internationale GSA-Convention erfahren wollen, finden Sie hier auf der Website der GSA einen Rückblick über die Beiträge aller Vortragenden.