Das zurückliegende Jahr war für mich sehr prägend. Meine Werte haben sich gefestigt: Respekt, Wertschätzung und Offenheit sind mir noch wichtiger geworden. Mein Erfahrungshorizont hat sich um ein Vielfaches erweitert, so viel Internationalität wie heute gab es schon lange nicht mehr in meinem Leben.
Es ist Anfang September 2015: Mein Mann Christian und ich stehen mit einem Kofferraum voller Hygieneartikel, Windeln, neuer Unterwäsche und Socken vor der Flüchtlingsunterkunft in Köln-Chorweiler. Die ersten Geflüchteten sind dort angekommen, das Camp ist voll. Die Augen der Menschen, die uns begegnen, sind traurig und leer.
Flipflops und durchnässte Kleidung
Schnell entstehen verschiedene Facebook-Gruppen zur Unterstützung und Koordinierung der Hilfe vor Ort. Wir steigen ein und helfen direkt am Drehkreuz Köln am Flughafen Köln/Bonn. Dort kommen viele Züge mit Geflüchteten an, die wir mit etwas zu essen und frischer Kleidung versorgen. Wir sortieren die gespendeten Anziehsachen und geben sie direkt an die Geflüchteten heraus. Viele haben nur Flipflops an den Füßen und tragen völlig durchnässte Kleidung. Auch am 24.12.2015, an Heiligabend, sind wir am Flughafen, helfen, sind zutiefst berührt und wundern uns, wie die Menschen es schaffen, immer noch zu lächeln.
Easy Welcome Köln e. V.
Da ich während der Woche viel unterwegs zu meinen Kunden bin, verlagere ich einen Teil meiner ehrenamtlichen Tätigkeit auf den gerade gegründeten Verein Easy Welcome Köln e. V., der mit Hygieneartikeln Geflüchtete und andere Bedürftige unterstützt. Hier kann ich viel im Hintergrund wirbeln und schon bald sieht unsere Wohnung und unser Büro wie ein weiteres Lager aus. Wir helfen seitdem fast täglich, koordinieren im Hintergrund, fahren viele Spenden hin und her, besuchen Familien, unterstützen bei der Wohnungseinrichtung. Es gibt immer was zu tun.
Wir merken, dass die Hilfsbereitschaft abnimmt, die Not der Menschen nicht. Unsere Hilfsmöglichkeiten haben sich inzwischen auf die Wohnungssuche und die Unterstützung beim Start in das Leben hier verlagert. Sehr nah und nachhaltig erleben wir das bei unserer tamilischen Familie, die wir seit diesem August begleiten. Inzwischen leben sie seit fast drei Monaten in ihrer eigenen Wohnung, der Papa hat Arbeit gefunden, die Mama sucht noch, die Kinder besuchen den Kindergarten und gehen zur Schule. Wir hoffen, dass sie bald auch offiziell anerkannt werden.
Warum helfen wir?
Ich durfte tolle Menschen kennenlernen, sowohl bei den Helfenden als auch bei den Geflüchteten, von anderen habe ich mich verabschiedet. Auch wenn die letzten 15 Monate manchmal sehr traurig, anspruchsvoll und hart waren: Keine einzige Sekunde dieser Zeit möchte ich missen. Ich weiß: Es ist genau so richtig und wichtig das zu tun.
Wir werden oft gefragt, warum wir helfen. Ich frage stattdessen: Warum nicht? In diesem Jahr werde ich nach den Weihnachtsfeiertagen in ein Camp nach Griechenland fahren und die Menschen dort unterstützen. Bislang haben wir für das Camp viel gespendet und ich möchte mir ein eigenes Bild davon machen. Viele sagen: Du bist mutig. Ich sage, für mich ist das selbstverständlich.
+++ Geldspenden sind willkommen +++
Auch Sie können den Verein Easy Welcome Köln e. V. mit einer Geldspende unterstützen!
IBAN: DE34 4306 0967 4053 2036 00
Weitere Informationen erhalten Sie hier, auf der Website von Easy Welcome e. V.
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